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Phase 2: Alleinsein im Büsle

Seit 1995 sind wir in unserem "Büsle" unterwegs. Zunächst in einem VW-Campingbus, T 4, California-Ausbau, mit Hochklappdach, "dem" Büsle schlechthin. Namensgeber war übrigens eins unserer Enkelkinder. Die genaue Urheberin ist mir leider nicht mehr bekannt.

Das Büsle wurde inzwischen von zwei komfortableren Fahrzeugen abgelöst, die allerdings den Ehrennamen behalten durften.

Wir haben die Reisen mit dem Büsle geliebt. Schwerpunkte unserer Reisen waren Frankreich, Spanien, Slovenien, die Schweiz und natürlich Deutschland. Einmal im Jahr hat uns eins unserer drei Enkelkinder begleitet, und auch für die gilt: Sie lieben das Reisen im Büsle.

Bei unseren Reisen waren wir immer mindestens zu zweit. Lange Zeit zu dritt mit unserer unvergessenen Hündin Eilan, oft auch zu viert, mit einem unserer drei Enkelkinder. Letzteres waren mit Abstand die schönsten Reisen.
Für mich stellt sich die Frage: Macht es auch Freude, allein mit dem Büsle zu reisen? Das heraus zu finden, habe ich mir vorgenommen.

Büsle Nr. 3, das aktuelle.

Das ist mein Plan. Ich möchte die Ostsee besuchen und einen Abstecher nach Dänemark machen. Diese Reise war - in etwa so - im Frühjahr geplant. Katharina hat in Dänemark geheiratet. Natürlich wollten wir dabei sein. Und natürlich wollten wir nicht einfach hin und zurück fahren, sondern auch Neues kennen lernen.
Leider ging es wegen einer Erkrankung von Christiane nicht. Irgendwann, hatten wir uns vorgenommen, holen wir das nach.

Jetzt ist es so weit. Am 11. September besuche ich noch die erste Chorprobe meines Polizeichors nach der Sommerpause, und einen Tag später fahre ich los. Das Büsle war schon bereit zur Abfahrt. Wichtig, das Fahrrad war aufgeladen.

Christiane mochte das Fahrradfahren nicht. Vor allem aber waren es die zwei Hunde, die wir nacheinander 16 und 18 Jahre bei uns hatten, die uns vom Fahrrad abgehalten haben. Hund am Fahrrad fanden wir nicht gut.
Ich hatte das Fahrrad in letzter Zeit schon gelegentlich auf eine Reise mitgenommen, und genutzt. Jetzt möchte ich täglich damit Ausflüge unternehmen. Eigentlich gibt es nichts besseres, als ein Wohnmobil mit Fahrrädern. Es verspricht ein Höchstmaß an Beweglichkeit.
Noch etwas ist neu. Ich habe mir Campingplätze für die Etappen meiner Reise ausgesucht. In der Nebensaison bieten bestimmte Plätze preiswerte Pakete für Wohnmobile an. Es schien mir bequemer und komfortabler zu sein, diese Angebote zu nutzen.

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An der Saale hellen Strande

Geocaching ist für die meisten, die diesem Hobby frönen, kein Wettbewerb mit anderen. Jeder setzt sich selbst Ziele und freut sich, wenn er sie erreicht hat. Eines meiner Ziele ist es, möglichst in jedem Bundesland Geocaches gefunden zu haben. Auf der geplanten Strecke liegen einige Bundesländer, in denen ich noch nicht cachen war. Diese Lücken wollte ich schließen.

Ich erreiche am ersten Tag einen schön gelegenen Campingplatz, direkt an der Saale.

Und bin überrascht, in einer schönen Weingegend zu sein. Ich besorge mir gleich eine Flasche örtlichen Rotwein vom Gebiet, Blauer Zweigelt, "Saale-Unstrut". Der Wein schmeckt mir. Die Flasche begleitet mich einige Tage. Ein Glas am Abend habe ich mir genehmigt, und Armin hat zugestimmt.

Die Fahrt auf der Autobahn war unproblematisch. Das Büsle verursacht doch ein kräftiges Fahrgeräusch, das intensive Gespräche verhindert. So fiel es nicht auf, dass ich alleine fahre. Ab und zu zuckt mein rechter Arm hoch, mit dem ich meiner Beifahrerin zeigen wollte, was ich entdeckt habe.

Aber dann. Ein Stuhl reicht. Ich habe noch nie nur einen Stuhl vor dem Büsle aufgestellt. Nein, das stimmt nicht ganz. Im vergangenen Jahr habe ich einige Zeit auf dem Campingplatz in Erlangen "gewohnt", als Christiane in der Klinik behandelt wurde. Damals war es nur vorübergehend.

Gewohnheitsgemäß kommt eine Tischdecke auf den Tisch, und der Tisch wird ordentlich gedeckt. Das wird sich nicht ändern.

Ich verzehre ein einsames Abendessen. Ob ich mich daran gewöhnen kann?

Das Wetter ist wunderschön. Ich setze mich aufs Fahrrad, fahre zur Saale und setzte mit einer kleinen Fähre ans andere Ufer über. Saale und Unstrut kommen hier zusammen.

Direkt am anderen Ufer hat ein freundlicher Geocacher einen Cache versteckt, den ich leicht finde, und über den ich mich freue: Mein erster in Sachsen-Anhalt, und dann quasi neben dem Büsle, in dem ich die Nacht verbringen werde.

Meine Freunde aus Mönchengladbach haben mir erklärt, es sei wichtig, dass sich beim Fahrradfahren Gesäß und Sattel aneinander gewöhnt haben sollten. Das ist bei mir nicht der Fall. Ich spüre es deutlich, als ich von meinem kurzen Ausflug entlang der Saale zurück komme.

Ich entschließe mich, eine weitere Nacht an der Saale zu bleiben. Naumburg soll eine sehr schöne Stadt sein. Es ist besonders bekannt für seinen Dom, der zum Weltkulturerbe gehört.
Am nächsten Tag bewege ich mein Fahrrad in die andere Richtung und schließlich nach Naumburg hinauf (!) Viele hätten die Steigung nicht bemerkt. Ich schon.

Naumburg ist eine schöne Stadt. Meine Stadtbesichtigung geht flott. Keine Rast vor irgendwelchen Schuh- oder Kleidungsgeschäften. Kein gelangweiltes Zusehen, wenn jeder Kleiderständer mit Sonderangeboten untersucht wird. Kein Suchen nach der Begleitung, wenn die plötzlich, von mir unbemerkt, in einem Laden verschwunden ist.
Aber ganz ehrlich: Es hätte ruhig länger dauern dürfen. Und das Bier und das Glas Weißwein (nicht Slilvaner), gemeinsam genossen, in oder vor einem schönen Lokal wäre auch etwas Feines gewesen. So freute ich mich auf den Saale-Unstrut-Wein am einsamen Tisch vor dem Büsle.

Naumburger Dom

Der Tag war kurzweilig - und schön. Am Abend gönne ich mir Bratkartoffeln mit Sülze im Bistro des Campingplatzes. Das Bier schmeckt, das Essen auch. Ein kleiner Hund verhilft zu einem kurzen Meinungsaustausch über Hunde mit der Frau am Nachbartisch.

Eigentlich wäre es schön, wenn im Büsle, wie daheim, ein Fernsehgerät eingeschaltet werden könnte. Das haben wir uns aber aus gutem Grund versagt, seit wir mit einem Campingbus unterwegs waren. Aber wenn man allein unterwegs ist, wäre es, wie gesagt, eben schon schön.

Wir haben leider noch keine gute Möglichkeit gefunden, wie wir das bewerkstelligen sollen. Eine Schüssel auf das Dach? Ach nein, da haben wir stets gelästert, wenn um 19.30 Uhr bei fast allen Wohnmobilen auf den Stellplätzen die Rollos herunter gingen, und die Schüsseln unserer Nachbarn auf Empfang gestellt wurden.
Über das Internet? Kein Problem, wenn der Campingplatz WLAN anbietet. Ich schreibe diese Zeilen auf einem solchen Campingplatz. Es ist Sonntag, und ich habe mir gerade den Tatort angesehen. Problematisch ist es allerdings schon, wenn die Daten aus mobilen Netzwerken kommen. Ich habe 11 GB dazu gekauft, die waren aber an diesem ersten Abend noch nicht frei gegeben.

Schlimm war das nicht. Man kann ja auch einmal lesen und muss nicht dauernd in den Fernseher schauen. Der Abend und die Nacht waren in Ordnung. Vielleicht sogar ein wenig mehr als das. Es ist mehr Platz im Schlafzimmer, und ich muss Christiane nicht aufwecken, wenn ich - altersgemäß - in der Nacht das Bett häufiger verlasse. Ein großer Vorteil?

Berlin, Berlin, ich fahre nach Berlin - und dann sofort an die Havel

Ich gebe zu, ich habe eine Menge Vorurteile gegen Berlin. Zum Einen mag ich große Städte grundsätzlich nicht besonders. Zum anderen wurde ich bei früheren Besuchen als "Landpomeranze" nicht besonders gut behandelt. Aber einen Geocache aus Berlin, den wollte ich schon ganz gerne haben.

Ich wählte mir einen Cache aus, der möglichst direkt an der Grenze zwischen Berlin und Brandenburg, auf der Berliner Seite versteckt ist. #12 Berliner Mauerweg: Alte Heerstadt Spandau. Am Großglienicker See. Das westliche Ufer Berlin, das östliche Brandenburg. Allen Vorurteilen zum Trotz, es war ein schöner Spazierweg in einer sehr schönen Umgebung. Hingefahren, gesucht, geloggt, zurückgefahren nach Brandenburg.


Während der Fahrt erfuhr ich aus den Nachrichten, dass lt. einer neuen Umfrage bei den Bürgern von Brandenburg 32 % der Wähler potentielle Wähler der AFD sind. Vielleicht hätte ich doch besser in Berlin bleiben sollen.

Es sollte aber an der Havel sein, wo ich die nächste Nacht verbringen wollte. Das war gut so. Die Flußlandschaft ist wirklich schön. Und später bin ich auf der Autobahn auch bei Herrn Ribbek auf Ribbek im Havelland vorbeigefahren.

Wäre der Vollständigkeit halber zu erwähnen, dass Brandenburg jetzt auch zu meinen Geocaching-Erlebnissen gehört. Entlang des Spazierweges waren schöne Caches gelegt. Einen davon habe ich an einem alten Wehr mühsam gesucht und mit großer Freude schließlich gefunden.

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