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Auf Mallorca überwintern 1

Im Winter haben wir uns in Mallorca verliebt. Es war keine Liebe auf den ersten Blick. Bei dem war es ziemlich heiß, in den Sommern der 70'er Jahren des letzten Jahrhunderts, in denen wir mit unseren Kindern Urlaub an Meer und Strand machten. Sobald die Kinder größer wurden, sind wir in Deutschland und im benachbarten Ausland (Elsass, Vogesen) gewandert. Die Berge wurden immer höher, bis wir begannen, das echte Gebirge zu erobern.

Wir haben das Gebirge geliebt. Die Alpen von Nord nach Süd und von Ost nach West. Unser Leben war viele Jahre davon sehr geprägt. Jeden Urlaubstag und jedes freie Wochenende verbrachten wir mit Bergwanderungen. In der Zeit haben wir Mallorca und unsere verwandtschaftlichen Beziehungen auf Mallorca sträflich vernachlässigt.

Eine Ausnahme gab es jedoch. Hin und wieder verbrachten wir in den 90'iger und den frühen 20'iger Jahren doch nach Weihnachten zwei Wochen auf der Insel. Zum Wandern. Damals noch ziemlich weglos, und ziemlich einsam. Aber wir waren begeistert von den teilweise alpinen Wegen mit den herrlichen Tiefblicken aufs Meer. Und es verschaffte uns die Möglichkeit im Winter unter optimalen Bedingungen zu wandern, was daheim wetterbedingt nur ziemlich schwer möglich war.

Mit zunehmendem Alter und nachlassenden Kräften verlegten wir unsere Aktivitäten vom Bergwandern auf das Reisen mit unserem "Büsle".
Schließlich entdeckten wir, dass ein Aufenthalt auf Mallorca während den feuchtkalten Wintertagen in Deutschland für Christiane sehr gut war. Wir begannen, unseren gelegentlichen Aufenthalt von Weihnachten bis Ende Februar zu verlängern. Von Jahr zu Jahr wuchs unsere Zuneigung zur Insel. Für Christianes Rheuma war das Klima optimal. Sie hatte deutlich weniger Schmerzen. Und für mich war es das Geocaching das mir die Schönheit der Insel näher brachte. Durch dieses Hobby haben wir wunderschöne Stellen auf der Insel gefunden. In den letzten Jahren haben wir den Jahreswechsel und die ersten zwei Monate im jeweils neuen Jahr auf Mallorca verbracht. Und jetzt bin ich in Mallorca verliebt.

So gerne ich auf Reisen bin, auf die Zeit auf Mallorca freue ich mich zwischenzeitlich schon das ganze Jahr über. Auch auf diese Reise haben wir uns lange gefreut. Sie war von langer Hand geplant. Zu zweit.

GC71W55 Puig de Sant Nofre (San Joan)

Platja de Cala Pi

Armins Flug nach Hause ging zu nachtschlafender Zeit. Es wäre auch anders gegangen, aber ich wollte ihn unbedingt zum Flughafen bringen. Gleichzeitig beabsichtigte ich, die erste Nacht mit dem Büsle im Süden der Insel zu verbringen. Entgegen früherer Informationen, die ich hatte, darf man auch auf Mallorca mit dem Campingbus auf jedem genehmigten Parkplatz übernachten. "Zur Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit", wie der terminus technicus heißt, und ohne nach außen hin zu campieren.

Um 06.00 fuhren wir los, um 07.00 Uhr ließ ich ihn am Flughafen aussteigen, und um 07.30 war ich an der Platja de Cala Pi.

Es war noch dunkel, und ich stellte mich auf einen Parkplatz am Ortsrand. Schnell ausgezogen, ins Bett, und unter die Decke gekuschelt. Ich war sofort eingeschlafen. Um 09.30 Uhr wachte ich wieder auf und machte mich auf die Suche nach frischem Brot. Das war kein Problem, in dem kleinen Ort gab es einen kleinen Supermarkt. Später habe ich festgestellt, dass ich auch einen schöneren Frühstücksplatz gefunden hätte, wenn ich 1 km weiter gefahren wäre. Aber die Lust auf ein Frühstück verhinderte das, ich frühstückte an Ort und Stelle.

Nach dem Frühstück machte ich mich auf den Weg. Ich wollte entlang der Steilküste eine stattliche Zahl Geocaches "einsammeln". Dazu musste ich aber zuerst in die Bucht hinab und auf der anderen Seite wieder hinauf.

Beim hoch gehen merkte ich schon, dass mit mir etwas nicht stimmt. Ich war schnell außer Atem und fühlte mich insgesamt ein wenig schlapp. Das führte ich zunächst darauf zurück, dass ich in der Nacht zuvor nicht gut geschlafen habe, und das Aufstehen mitten in der Nacht ist für einen Pensionär schließlich immer ein eigenes Problem.

Eine wunderschöne Wanderung erwartete mich auf der anderen Seite der Bucht. Eine wilde Landschaft und eine beeindruckende Steilküste.

Leider musste ich nach der Hälfte meine geplante Rundtour abbrechen. Inzwischen bemerkte ich nämlich, dass eine Erkältung von mir Besitz ergriff. Ziemlich kaputt kam ich wieder in der Bucht an und schleppte mich über zahlreiche Treppen zurück, hoch in den Ort.
Wohnmobilisten schwärmen in einschlägigen Foren von einem Parkplatz direkt am Meer. Angeblich ein Traum zum Übernachten. Den wollte ich mir auf jeden Fall anschauen, obwohl ich eigentlich schon entschlossen war, nach Port Pollenca zurück zu fahren. Und was ich gelesen hatte, stimmt:

Das ist wirklich ein perfekter Übernachtungsplatz. Ich fuhr heim, obwohl alles dazu riet, hier die Nacht zu verbringen. Irgendwann hole ich das nach. Im Nachhinein muss ich sagen, es war vernünftig. Ich deckte mich in der Apotheke in Port Pollenca mit guter Medizin ein. Drei Tage hütete ich nicht das Bett, aber doch das Apartment, bevor ich mich wieder ins Freie wagte.

Kloster Lluc

Wir, Christiane und ich, waren zusammen regelmäßige Kirchgänger. Ich bin das nach wie vor, und habe nicht vor, das zu ändern.

Auf Mallorca fuhren wir, wann immer das möglich war, am Sonntag die 25 km von Port Pollenca mitten in die Tramuntana, zum Kloster Lluc. Die Messe wird dort natürlich in einer Sprache gehalten, die wir nicht verstehen, so dass wir von dem Gesagten nichts verstanden. Was wir aufnehmen können, ist die Spiritualität und - ganz besonders für mich - der Gesang des Knaben- heute eher (gemischten) Kinderchors, die Blauets. Die sind einfach wunderbar.

Als ich wieder fit war, besuchte ich am Sonntag das Kloster, und den Gottesdienst. Das war nicht ganz einfach. Viele Erinnerungen holten mich ein, und der erlittene Verlust wurde mir in besonderer Weise bewusst.

Danach wurde es wieder schön. Ein neuer "Adventure-Lab" harrte meiner. Die Anlage ist mir bestens bekannt. Es gibt aber immer wieder neue Einblicke. Außerdem schadet es nicht, wenn bekanntes aufgefrischt wird.

Auf dem Weg zum Klosterkreuz
Blick vom Klosterkreuz ins benachbarte Hochtal

Eine Runde durch den sehenswerten Klostergarten mit unzähligen Informationen über Pflanzen und Gerätschaften.

Am Abend fragten mich Gisella und Gottfried, ob ich Lust hätte, mir ein Basketballspiel anzusehen, bei dem ihr Enkel Alvaro mit spielt. Bis dahin wusste ich von Basketball nur, dass ein Ball in einen Korb gebracht werden muss. Ohne große Erwartungen sagte ich zu, man soll ja keine Gelegenheit auslassen sein Wissen zu vermehren.

Und dann wurde ich echt überrascht. Was die jungen, 12 Jahre alten Spieler zeigten, war fast grenzenlose Kondition, Kampf- und Einsatzwillen, Akrobatik, Fairnes und Spielfreude. Ich hatte richtig Spaß beim Zusehen, und werde mich für diesen Sport ganz sicher mehr interessieren, als ich das bisher getan habe.

St. Antoni in Port Pollenca

Am 17. Januar ist in Port Pollenca St. Antoni. Der wichtigste Feiertag im Jahr. St. Anton ist der Ortsheilige im Norden der Insel. Er beschützt die Tiere und die Menschen. Deshalb werden die Haustiere an diesem Tag gesegnet. Und die Menschen feiern. Sie zünden am Abend vor dem großen Fest mitten im Ort große Holzfeuer an, in denen sie die bösen Geister verbrennen. Über kleineren Feuern werden traditionell Würste, Bauchfleisch und Schnitzelfleisch gegrillt.

Am Festtag schleppt ein Schiff eine frisch gefällte Pinie von der Bucht von Formentor, am Leuchtturm vorbei, in den Hafen von Port Pollenca. Dort wird die Pinie von den Kindern an Land und dann von allen durch den Ort gezogen.

Auf dem großen Platz vor der Kirche wird der geschälte Baumstamm mit Seife eingeschmiert und aufgestellt. Früher wurde an der Spitze ein Hahn festgebunden. Tierschützer haben erreicht, dass das inzwischen eine Tüte mit Konfetti ist.

Junge Männer setzen allen Ehrgeiz dran, als erster die Spitze zu erreichen, und (symbolisch) den Hahn herunter zu holen. Unglaublich, was da abgeht. Es klettert nicht einer nach dem anderen. Nein, gelegentlich hängen drei oder vier an dem Stamm. Wenn der oberste nicht mehr kann, lässt er sich über die anderen hinweg am Stamm herunter rutschten. Ich habe das mehrfach beobachtet, aber keinen Unfall gesehen. Wie die das hin bekommen, ist mir schleierhaft.

Mit dem Elektro-Klapprad unterwegs

Ich habe früher schon erwähnt, dass ich kein geübter Fahrradfahrer bin. Nachdem Armin abgereist war, nutzte ich mein neues Fahrrad bewusst. Eine meiner ersten Eingewöhnungstouren war eine Fahrt nach Alcudia. Dort ist eine Näherin, die uns in den letzten Jahren ein Kleidungsstück passend gemacht hat. Die neue Jeans musste kürzer gemacht werden. Die wollte ich abholen.

Von Port Pollenca nach Alcudia fährt man direkt an der Bucht von Pollenca entlang. Für mich eine der schönsten Strecken. Vom Auto aus sieht man viel. Aber mit dem Fahrrad sieht man mehr. Vor allem hält man gelegentlich an, um zum Beispiel ein Bild zu machen.

Seit vielen Jahren unverändert

Dann kam mein Sangesfreund Heinz, um in Port Pollenca seinen Urlaub zu verbringen. Er ist leidenschaftlicher Radfahrer (und natürlich Sänger). Wir hatten schon daheim verabredet, mindestens eine gemeinsame Fahrradtour zu unternehmen. Gleich nach dem Eintreffen forderte er die Einhaltung der Absprache ein. Ich erklärte ihm, dass es mit meiner Kondition und der Gewöhnung des Gesässes an den Sattel nicht weit her ist, weil ich andere Sachen unternommen und gerade eine Erkältung überwunden hatte.

Er meinte, wir sollten auf die andere Seite der Bucht fahren. Das wäre keine große Tour. Da gäbe es nur einen kleinen Anstieg, sonst wäre es eben. Außerdem beabsichtige er, auf mich Rücksicht zu nehmen.
Ich wollte kein Spielverderber sein und erklärte mich einverstanden.

Eben war der größte Teil unserer Strecke schon, und wir hatten auch tatsächlich nur eine Steigung zu bewältigen, bis - ja, bis wir in Versuchung gerieten, eine steile Straße zu der bekannten Ferienanlage "Victoria" hoch zu fahren. Ich hatte zwischenzeitlich gelernt, meinen Elektromotor optimal auszunutzen, und strampelte mit relativ wenig Anstrengung bis zu 10 % Steigung hoch. Heinz hatte ein ganz normales Rad gemietet, mit dem er gar nicht zufrieden war. Aber sein Ehrgeiz zwang ihn, die Strecke auch zu bewältigen.

Ich habe gerne auf ihn Rücksicht genommen, ab und zu auf ihn gewartet, und ihn gefragt, ob er umkehren wolle. Dem Elektromotor sei es gedankt.

Wir genossen oben die Sicht auf die Bucht von Pollenca und die gegenüber liegende Halbinsel Formentor, von der später noch die Rede sein wird.

In den Dünen

Mit sehr viel Aufwand werden im Osten der Insel die gefährdeten Dünen geschützt. Das Meer holt sich Teile davon, ein anderer Teil dieser empfindlichen Natur wird aber auch durch Touristen beschädigt, die kreuz und quer darüber spazieren. Ich genieße es, auf den schönen Wegen von der Hauptstraße zum Meer zu wandern. Natürlich ist das umso schöner, wenn es am Wegrand noch den einen oder anderen Geocache zu finden gibt.

So gibt es südlich von Can Picafort einen solchen Weg, auf dem Geocacher, die mir bekannt sind, im letzten Jahr eine ganze Reihe von Caches versteckt haben. Die wollte ich natürlich besuchen.

Eine kleine Geschichte zum Geocaching möchte ich in diesem Zusammenhang gerne erzählen. Eine Spielart dieses Hobbys sind so genannte "Trackables", die auch "Reisende" genannt werden. Das sind kleine Gegenstände, zu denen man eine Geschichte erzählt, die eine individuelle Nummer bekommen, und die mit Nummer und Geschichte in der Geocache-App hinterlegt sind.

Diese "Reisenden" sollen von Geocache zu Geocache reisen. Findet man einen, kann man dem System (und dem Eigentümer) mitteilen, dass und wo man ihn gesehen hat. Oder man nimmt ihn kurzzeitig in Besitz und legt ihn in einen neuen Cache.

Von mir sind zwei Reisende unterwegs. Einer ist zur Zeit in Belgien, der andere auf Mallorca. Diese Holz-Plakette habe ich in einem Cache bei Nürnberg gefunden, und mir gedacht, der muss als Trackable nach Mallorca. Dort ist er seit Dezember 2018. Er hat seitdem 21000 km zurück gelegt.
Demnächst werde ich ihn in der Letterbox, in der er seit August liegt, besuchen.

Einen solchen Trackable hatte ich in einem meiner zuletzt auf Mallorca besuchten Caches gefunden, und bis zu dieser Wanderung bei mir gehabt. Bei jedem Cache, den ich in der Zeit besucht und geloggt habe, wurde automatisch dem Eigentümer über die App mitgeteilt, wo sein Reisender gerade ist.
Der hat mich daraufhin angeschrieben, und mich gebeten, ihm ein Foto des Reisenden zu schicken. Seine Fotos seien verlustig gegangen, und die Kinder (Nachwuchscacher, wie er sie nennt) würden sich darüber freuen, wenn sie wieder ein Foto hätten.
Das musste man mir natürlich nicht zweimal sagen:

Wer übrigens das Büsle genauer anschaut, entdeckt einen Aufkleber mit dem Trackable-Symbol und einer Nummer. Ich habe damit das Büsle im Geocaching-Sinn zu einem Trackable gemacht. Entdeckt ein Geocacher das Symbol, kann er den Trackable loggen, und ich erfahre, wann und wo ich gesehen wurde. Leider kommt das nur äußerst selten vor.

5 Gedanken zu „Auf Mallorca überwintern 1

  1. Armin

    Die Artikel werden immer elaborierter 🙂 Wirklich toll! Danke für das Update - und wer weiß, was das Fahrrad noch alles kann (wenn Du das Handbuch liest ;-))!

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  2. Sabine Zametzky

    Hey, mein persönlicher Reiseschriftsteller...
    Ich bin immer wieder begeistert, von deinem Schreibstil..LG Sabine

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    1. Christa K

      Hey Wolfgang Di schreibst so mitreißend und spannend da braucht man kein Buch bekommt aber richtig Fernweh. Um das zu stillen begebe ich mich Montag sehr sehr früh auf die Reise nach Malta. Mal schauen was es dort so gibt. Schön dass Du wieder genesen bist und Du eine gute Zeit hast. Sei herzlich gegrüßt Christa
      Freue
      Ich schon auf den nächsten Bericht

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      1. Wolfgang Stein

        Der kommt, Christa. Viel Spaß auf Malta und herzliche Grüße von Mittelmeerinsel zu Mittelmeerinsel. Wolfgang

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